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Freitag, 29. März 2024

Aug in Aug mit dem Monster

Aathaler Selfie.
Gestern war ich mit der "Schweizer Familie" auf Teamausflug im Sauriermuseum Aathal, es wimmelte von Schweizer Familien, Kinder wuselten durch den labyrinthartigen Bau, in dem man mit Schauen eigentlich nie fertig wird, weil immer irgendwo noch ein Gang zu noch einem Raum mit noch einem Unterthema kommt. Wobei das ziemlich dezentrale Haus derzeit ein klares Zentrum hat. Einen Star. Letzten April ersteigerte eine belgische Stiftung in Zürich ein T-Rex-Skelett, das aus drei Tieren zusammengesetzt ist. Weil für das 4,8 Millionen-Franken-Knochengerüst in Belgien zuerst eine passende Bleibe gebaut werden muss, kam das Sauriermuseum Aathal im Zürcher Oberland zum Zug. Bis nächsten Januar darf es die 67 Millionen Jahre alte, 11,6 Meter lange und 3,9 Meter hohe Urzeitkreatur zeigen, der Zulauf ist riesig, es dürften wohl 20 000 Gäste mehr kommen als in einem normalen Betriebsjahr. Unter ihnen waren gestern wir, und also kann ich stolz sagen: Ich bin T-Rex tapfer entgegengetreten.

Donnerstag, 28. März 2024

Felsenstrom

Der Walensee mit Mühlehorn am Südufer
und dem Steinbruch Schnür gegenüber.
"Schnür" heisst der stillgelegte Steinbruch am Nordufer des Walensees, in dem steilen Kessel soll eine riesige Solaranlage entstehen. Das Projekt "Felsenstrom" der St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke sowie der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich sieht 22 000 Panels vor; die von ihnen erzeugte Elektrizität könnte jährlich rund 10 000 Menschen versorgen, 30 bis 35 Millionen Franken würden investiert. Gestern las ich allerdings im "Blick", dass sich Widerstand gegen die Solaranlage auf Boden der Gemeinde Amden SG formiert. Und zwar in der gegenüberliegenden Gemeinde Mühlehorn GL, bei den Leuten, die über das Wasser hinweg die Panelwand vor Augen hätten. "Es ist ein Fremdkörper, der nicht in die natürliche Landschaft passt", sagt im Artikel eine Frau. Ob ich in wenigen Jahren, wenn ich im Zug auf dem Weg nach Sargans oder Chur in Mühlehorn durchfahre, gegenüber die Panels sehen werde? Ich bin gespannt.

Mittwoch, 27. März 2024

Wir steuern fern

Kürzestkomposition der Frauenfeld-Wil-Bahn 1904 in Frauenfeld.
(Foto: "125 Jahre Frauenfeld-Wil-Bahn. Geschichte und Zukunft der
Regionalbahn" / Wikicommons)

So sieht die Bahn heutzutage aus.
Neues zu erleben, freut mich beim Wandern stets besonders. Eben fuhr ich in kurzem Abstand gleich zwei Mal mit der Frauenfeld-Wil-Bahn, eine Premiere für mich, obwohl ich doch Ostschweizer bin. Die Bahnlinie hat eine lange Geschichte, sie startete schon 1887, in den ersten Jahren transportierte sie vor allem Güter wie Milch und Holz. Sowie Tiere, speziell Kühe. Noch etwas zur Historie: Als zu Beginn des Ersten Weltkriegs die Mobilmachung kam, hatte die Bahn Hochbetrieb, Extrazüge beförderten die einrückenden Soldaten zum Waffenplatz von Frauenfeld. Und damit in die Gegenwart: Seit drei Jahren gehört die Frauenfeld-Wil-Bahn, die auf Thurgauer und St. Galler Boden verkehrt, zu den Appenzeller Bahnen. Das Stellwerk in Matzingen wird von diesen ferngesteuert. Hach, als Appenzeller bin ich erfreut, dass unsereins ein kleines Stück ausserkantonale Welt kontrolliert.

Dienstag, 26. März 2024

Vom Nil an den Rhein

Er brachte das alte Ägypten zum Sprechen:
Jean-François Champollion.

Als es  der Franzose Jean-François Champollion 1822 schaffte, die ägyptische Hieroglyphenschrift zu entziffern, wurde die Zivilisation der Pharaonen für Europa noch einmal attraktiver: Man konnte nun lesen, was auf Tempeln und Statuen eingraviert war, Ramses und all die anderen Herrscher begannen zu sprechen. Champollions Porträt ziert  im "Antikenmuseum Basel" den Eingang zur ägyptischen Sammlung. Letzten Freitag schaute ich mich in ihr um, nachdem ich zuvor im selben Museum die Iberer-Ausstellung besucht hatte. Eine Visite reicht nicht, das Präsentierte zu fassen, stellte ich fest. Erstaunlich, was da alles vom Nil an den Rhein geschafft wurde.
Särge aus der Pharaonenzeit im Basler Antikenmuseum.
Sandalen von damals.

Ramses II. als siegreicher Kriegsherr (links). In der Mitte ein Gefangener.
Rechts der Schöpfergott Amun, der Ramses anerkennend ein Sichelschwert überreicht.

Montag, 25. März 2024

Torte und Strandhotel

Kinderspital Zürich, Neubau I: Hier wird bald gelehrt und geforscht. Hinten links Neubau II.
Kinderspital, Neubau II: das Akutspital.

Am Samstag fuhr ich nicht zu meiner Znacht-Verabredung in Zürich-Tiefenbrunnen, ich ging zu Fuss und durchquerte dabei jenes Stadtviertel zwischen Balgrist und Lengg, in dem sich die Spitäler ballen: Universitätsklinik Balgrist, Klinik Hirslanden, Schulthess Klinik, Burghölzli (Psychiatrische Klinik Universität Zürich), Schweizerische Epilepsie-Klinik. Zwei benachbarte Neubauten fielen mir an der Lenggstrasse auf, die praktisch fertiggestellt sind. Ich gestehe, das nicht gewusst oder wieder vergessen zu haben: Das Kinderspital Zürich zieht von Zürich-Hottingen bald um nach Zürich-Lengg in ebendiese zwei Gebäude. Das eine, die Schichtentorte, wird die Lehre und Forschung beherbergen, bei dem wahnsinnig langen flachen Haus mit Holzverkleidung wiederum, das mich an an ein Ostsee-Strandhotel erinnert, handelt es sich um das neue Akutspital. 735 Millionen Franken kosten die beiden Neubauten von Herzog & De Meuron zusammen, die Eröffnung ist, nach sechs Jahren Bauzeit, auf diesen November angesetzt. Zürichs Spitalcampus wächst und wächst.

Sonntag, 24. März 2024

Das Rätsel der Iberer

Die "Dama de Baza" (Baza ist ein Ort nah Granada). Die Statue
fand sich im Grab einer edlen Ibererin aus dem 4. Jahrhundert vor Christus. 
Spanien mit dem iberischen Siedlungsraum in Rot.
Er reichte zeitweise ins heutige Frankreich hinüber.

Iberische Halbinsel: Diese Bezeichnung kennen wir alle. Vom Volk freilich, auf das der geografische Name zurückgeht, wissen wir wenig. Vermutlich handelt es sich auch gar nicht um ein Volk, sondern um einen losen Verbund von Stämmen. Nun, jedenfalls ist die iberische Zivilisation im 4. Jahrhundert vor Christus auf ihrem Höhepunkt. Das und vieles mehr macht eine Ausstellung über die Iberer im Antikenmuseum Basel deutlich, die ich diese Woche besuchte. Grosszügig dotiert mit Leihgaben aus Barcelona, präsentiert sie Töpferei, Statuen, Stelen, beschriftete Gegenstände. Da stellt sich ein Problem. Es gibt drei iberische Schriftvarianten. Wie die Buchstaben klingen, kann man erschliessen. Bloss die daraus resultierenden Wörter und Sätze sind bis jetzt ein Rätsel geblieben, die iberische Sprache ist nicht erklärt und ergründet. Sie dürfte jedenfalls nicht indoeuropäisch sein. Wie die baskische. Bloss ist auch unklar, ob die beiden Sprachen verwandt sind. Eher nicht. Die iberische Kultur ging später in der römischen auf, verschmolz, verschwand. Immerhin ist uns als Erinnerung die "Iberische Halbinsel" geblieben.

Wenn wir das bloss lesen könnten: Grabstein mit iberischer Inschrift.

Samstag, 23. März 2024

Iago und das schlechte Wetter

Santiago in der Kapelle Kaltenbrunnen im Thurgau.

Vor Wochen besichtigten wir, unterwegs auf dem Jakobsweg, im Thurgau die Kapelle von Kaltenbrunnen, ich berichtete hier darüber. In der Kapelle fiel mir eine kleine Statue auf, sie war beschriftet mit Santiago. Zu deutsch: Sankt Jakob. Der Name des Heiligen ist auf die spanische Pilgerstadt Santiago de Compostela übergegangen, in der er begraben ist. Ich hoffe, man findet diesen Eintrag nicht banal, mir jedenfalls war die längste Zeit nicht klar gewesen, dass Iago das Gleiche ist wie Jakob.

PS: Heute ginge es weiter auf dem Jakobsweg Richtung Einsiedeln. Ginge. Wir lassen die Sache ausfallen, des schlechten Wetters wegen. Zeitdruck haben wir keinen, früher oder später werden wir in Genf ankommen.